Schreib- und Lese-Förderprojekt der Universitas
   
Buchbesprechung
Zwei Schwestern bekommen Besuch von Sonja Bougaeva

Die zwei Schwestern leben einfach, aber zufrieden in ihrem Häuschen auf einer einsamen Insel. Die Bilder strahlen Harmonie und Gelassenheit aus. Bis sie einen Brief bekommen mit der Nachricht, dass ihr Vetter zu Besuch kommt. Und er ist schon mit der gleichen Fähre angekommen!

Natürlich freuen sich die Schwestern: sie haben ihn seit langem nicht gesehen, außerdem ist der Verwandte sehr hilfsbereit. Naja, angefangen mit nötigen Reparaturen, wird er zu einem Kapitän, der neue Regeln im Hause einführt. Keine Haustiere, keine gemütliche Lieblingsmöbel, keine Pfannkuchen mehr. Das Haus, in „modernen Farben“ gestrichen, und der Garten ohne Blumen ähneln bald einer Militärkaserne. Und die vom Vetter verlangte tägliche Morgengymnastik macht das Leben auch nicht gerade einfacher. Nichts ist mehr wie früher! Da werden die Schwestern krank... Sie wehren sich nicht, aber hoffen, dass der Vetter bald abreist.

Man merkt an den Bildern, dass Sonja Bougaeva im Zeichentrickfilm-Bereich gearbeitet hat. Die Figuren haben eigene Charaktere und sehen sehr lustig aus. So sind die Schwestern zwar zwei erwachsene Frauen, haben aber viel von Kindern in sich. Die Details, z. B. die Kleider und die Gummistiefel der Schwestern sind so lebensecht. Die Tiere können richtig traurig sein, und eine kaputte Schallplatte schreit fast!

Die Perspektiven, die originelle Bildgestaltung (z. B. Blick von oben, Panoramas etc) sind auch für erwachsene Betrachter superinteressant. Jede Seite hat eine eigene Haupt-Farbe (insgesamt sehr malerische Acrylgemälde) und ruft dadurch bestimmte Stimmungen hervor. Die Künstlerin hat ein gutes Gespür für Bildwitz, die reduzierten Texte helfen dabei die Pointen richtig wirken zu lassen.
Leonid ist noch ein bisschen zu klein für das Thema (das Buch ist ab 5 Jahren empfohlen) : das elterliche Prinzip des Vetter, der Ordnung schätzt und Schwestern wie Kinder, die gehorchen möchten, aber andererseits eigene Geschmack für bestimmte Sachen haben. Leo aber mag die Bilder anzuschauen und freut sich besonders für das Ende: alles wird wieder wie früher, gemütlich und vertrauensvoll.
Eine sehr gute Geschichte über verschiedene Lebensstile und -Einsichten, mit Witz, erstklassigen Gemälden und viel Liebe.


 

Ich heiße Leonid Stefan Motz

und bin fast 3,5 Jahre. Ich baue gerne fantastische Fahrzeuge aus LEGO und spiele mit anderen Kindern. Ich male viel: Autos bevorzugt. Ich kenne schon viele Buchstaben und Zahlen. Deswegen interessiert mich alles, was mit Büchern und Co. zu tun hat. Besonders gerne "lese" ich Märchen aus der ganzen Welt und tolle Geschichten über Kinder.

Kommentar von Leonids Mama: Leonid ist sehr aktiv: singt, springt und rennt rum um die Zeit. Deswegen ist es besonders interessant, wie er sich beim Lesen völlig verändert. Ein ruhiges, aufmerksames Kind sitzt auf dem Sofa und bewegt sich nicht. Er vergisst alles beim Zuhören und fragt später oft nach dem Vorgelesenen. Bilderbücher, Gedicht-Sammlungen, aber auch technische Zeitschriften findet er toll.
Er versucht schon auch etwas zu schreiben (gleichzeitig in zwei Sprachen: Deutsch und Russisch). Es kommen noch unterschiedliche Zeichen gemischt als Ergebnis. Es dauert wahrscheinlich noch eine Weile bis es richtig klappt. Dann kann er seine Bücher selber lesen und besprechen. Bis jetzt macht es seine Mama für ihn.