Schreib- und Lese-Förderprojekt der Universitas
   
  Buchbesprechung   Die Braut meines Bruders von Nava Semel
       
     

„Die Braut meines Bruders“ erzählt die eindrucksvolle Geschichte des zwölfjährigen Usiks, der 1935 in einer jüdischen Siedlung nahe Tel Aviv in Palästina aufwächst. Das Land wird von den Engländern besetzt und es herrscht keine gute Stimmung zwischen ihnen, den Arabern und den Juden.

Auch in Europa spitzt sich die Lage zu. Imri, Usiks Bruder, hat den geheimen Auftrag, vier jüdischen Polinnen durch die Heirat mit ihm die Einreise nach Palästina zu ermöglichen. Diese können nur als seine Gattinnen einreisen, da von den Engländern ein Einwanderungsverbot erlassen wurde.

Als Erste bringt Imri Anna mit. Anna ist eine ganz besondere Frau. Sie hat schon Imri bezaubert und auch Usik ist nach einigen Zweifeln von ihr angetan. In der Zeit, in der Imri weg ist, um die nächste Polin nach Palästina zu holen, fühlt Usik sich für Anna verantwortlich und entwickelt einen Beschützerinstinkt für sie. Auch die anderen Dorfbewohner gewöhnen sich an Anna und akzeptieren sie.

Usik lebt insgesamt ein recht aufregendes Leben. Mit seinem Hund Johnny Weismüller, den er vor einer geraumen Zeit von seinem besten Freund Mohammed bekommen hat, dringt er des Öfteren in den Stützpunkt der Engländer ein. Dieser befindet sich gleich neben dem Grundstück seiner mit der Luft sprechenden Tante. Hier gucken sie sich Flugzeuge an und erkunden das feindliche Gebiet der Engländer.

Auch die Schule ist für Usik eher ein Aufenthaltsort als ein Lernstätte, den er hat nicht die Lust und Geduld, schreiben, lesen und rechnen zu lernen. Lieber spielt er Streiche und verbringt dadurch einen großen Teil seiner Schulzeit im Zimmer des Rektors.

So vergehen die Tage und Usik wartet auf die Rückkehr seines Bruders. Doch nicht nur er wartet...  

Nava Semel hat ein wunderbares Buch geschrieben. Es ist die ergreifende Geschichte über das Leben der Menschen in Palästina vor der Gründung des Staates Israels. Es zaubert einem trotz des doch sehr ernsten und auch aktuellen Themas, nämlich den Anfängen des Nah-Ost Konfliktes, ein Lächeln auf die Lippen.

Vor allem der Epilog, in dem der inzwischen älter gewordene Usik zu seinem Enkel spricht, ist besonders schön. In ihm kommen nochmals alle Personen der Handlung vor, sie werden mit ihren Macken und Eigenschaften dargestellt, was Nava Semel sehr gut gelingt. Man hat das Gefühl, die sanfte Liebe zu spüren, mit der sie die Personen beschreibt.

Wenn man die letzten Worte gelesen hat, bedeutet dies nicht, das Buch zuzuklappen und es zu vergessen. Denn es gibt eine Menge Gedanken, die verarbeitet werden wollen.

 

 

Ich heiße Sunia Asbach,

bin 17 Jahre und gehe in die elfte Klasse einer Gesamtschule in Berlin und wirke bei unserer Schülerzeitung mit. Da ich gerne lese und selbst schreibe, gehe ich in das Zentrum für Kinder- und Jugendliteratur LesArt. Dort treffe ich mich mit anderen „Lesartigen“. Wir lesen neu erschienene Jugendbücher, rezensieren sie und besprechen unsere Rezensionen bei unseren monatlichen Treffen. Außerdem treffe ich mich dort regelmäßig mit den „Literatouristen“ zum „Kreativen Schreiben“. Hier werden wir zum freien Schreiben von Geschichten, Gedichten und anderen Arten von Texten angeregt.